Reise durch das alltägliche Chaos

Die Kunst des Problemkonstruierens

8. April 2024

Heute steigen wir in die Kunst des Problemkonstruierens ein und wenden uns dafür zuerst einem alltäglichen, unschuldigen Phänomen zu: dem Stau. Ein allgegenwärtiges Ärgernis, das viele von uns kennen.
Doch wie genau macht man aus einem Stau so ein richtig großes Problem? 
Folge mir auf dieser etwas ironisch-provokativen und doch informativen Reise durch das alltägliche Chaos.

Schritt 1: Wähle dein Phänomen

Stau. Jenes nervenaufreibende Ereignis, das dich unweigerlich begleitet, sobald du dich ins Auto setzt und eigentlich nur schnell von A nach B kommen möchtest.
Neutral betrachtet, einfach eine Ansammlung von Fahrzeugen. Doch wir haben Größeres vor.

Schritt 2: Die persönliche Bewertung

Nun bewertest du den Stau als das ultimative Übel. Er ist nicht mehr nur ein Verkehrshindernis; nein, er wird zum persönlichen Feind, zum Zerstörer deiner Pläne und zum Räuber deiner Zeit.
Mit dieser Bewertung hast du das Fundament deines Problems gelegt.

Schritt 3: Erzeuge eine Ist – Soll – Diskrepanz

Stelle dir vor, wie alles laufen sollte – eine freie Fahrt, pünktliches Ankommen, ein Tag wie aus dem Bilderbuch.
Die Realität? Du stehst im Stau.
Die Diskrepanz zwischen deinem Wunsch und der Wirklichkeit ist perfekt. Dein Problem nimmt langsam Gestalt an.

Schritt 4: Konzentriere dich auf das Problem

Jetzt gilt es, deinen gesamten Fokus auf den Stau zu legen.
Vergiss alle möglichen positiven Aspekte dieser unfreiwilligen Pause. 
Nein, es zählt nur der Ärger, die verlorene Zeit, das unerreichbare Ziel.
Andere Perspektiven? Existieren nicht.

Schritt 5: Und nun die Wende – Die Lösung

Nachdem du nun ein meisterhaftes Problem erschaffen hast, ist es an der Zeit für die Lösung. 
Der Trick liegt in der Neuinterpretation und Akzeptanz der Dinge.
Was, wenn der Stau nicht nur ein Hindernis, sondern auch eine Gelegenheit ist? Eine Chance, innezuhalten, zu atmen, vielleicht sogar einen Moment der Ruhe in einem sonst hektischen Tag zu genießen?

Du beginnst, den Stau also als Teil deiner Reise zu akzeptieren, nicht als Feind, sondern als Begleiter. 
Vielleicht bietet er dir die Möglichkeit, ein Hörbuch zu genießen, Musik zu hören, die du liebst, oder einfach einen Moment des Nichtstuns zu erleben. 
Du lernst, deine Einstellung zu ändern: Der Stau ist nicht mehr das Problem, sondern wie du damit umgehst.
Wir haben nun gesehen, wie man mit Stau spielerisch ein Problem erschafft. Doch was passiert, wenn wir uns auf komplexere, ernstere Phänomene wie Ängste oder chronische Schmerzen konzentrieren?

Wir bauen uns ein etwas grösseres Problem

Schritt 1: Wähle wieder das Phänomen
Nehmen wir also zum Beispiel die Angst – ein Phänomen, das vielen bekannt, aber von niemandem gewünscht ist. 
Angst ist wie der Stau: Sie kommt in unser Leben, oft unerwartet und unwillkommen.
Doch im Gegensatz zum Stau wirkt sie weit tiefer in unserem Sein.

Schritt 2: Die optimale Bewertung
Wie beim Stau beginnen wir, die Angst als rein negativ zu bewerten. Sie wird zum übermächtigen Gegner, zum ständigen Begleiter, den wir lieber heute als morgen loswerden möchten.
Wir verstärken unser Problem, indem wir die Angst isolieren und ihr eine überdimensionale Bedeutung beimessen.

Schritt 3: Erzeuge nun die Ist – Soll – Diskrepanz
Hier spielen wir erneut mit dem Wunsch nach einem angstfreien Leben – dem Soll – und der Realität der Angststörung – dem Ist.
Die Kluft zwischen diesen beiden Zuständen vertieft unser empfundenes Problem, indem wir uns auf das konzentrieren, was nicht ist, anstatt auf das, was sein könnte.

Schritt 4: Volle Konzentration auf das Problem
In diesem Schritt fixieren wir uns auf die Angst, lassen sie unser Denken und Fühlen dominieren.
Jedes Zittern, jeder schnelle Herzschlag wird zum Beweis unserer Unzulänglichkeit. 
Die Angst vergrößert sich in unserem Kopf zu einem unüberwindbaren Monster.

Schritt 5: Und nun die Lösung
Aber hier kommt die gute Nachricht: Genau wie beim Stau können wir auch die Angst neu interpretieren.

Was, wenn die Angst nicht der Feind ist, sondern ein Signal unseres Körpers, das uns auf etwas Wichtiges hinweisen will? 
Was, wenn wir lernen, mit ihr zu tanzen statt gegen sie zu kämpfen?

Wir beginnen, die Angst als Teil unseres Lebens zu akzeptieren, nicht als Störung, sondern als Wegweiser. 
Vielleicht zeigt sie uns, wo wir wachsen können, wo unsere Grenzen liegen und wie wir diese erweitern können. 
Wir lernen, unsere Aufmerksamkeit neu zu fokussieren: weg vom Kampf gegen die Angst, hin zur Neugier auf ihre Botschaft.
Hypnose und Hypnosetherapie können hier hervorragend unterstützen.

In diesem Prozess transformiert sich das Problem.

Die Angst, einst ein unüberwindbares Hindernis, wird zu einem Teil des Lebens, den wir annehmen und aus dem wir lernen können. Sie verliert ihren Schrecken und wird zu einem Begleiter auf unserem Weg zu mehr Selbstverständnis und Wachstum.

Fazit

Ob Stau oder Ängste – das Prinzip des Problem – Bauens und -Abbauens bleibt dasselbe.
Es geht darum, unsere Perspektive zu wechseln, die Dinge neu zu bewerten und zu lernen, mit unseren Herausforderungen auf konstruktive Weise umzugehen.
Das Ziel ist nicht, ein problemfreies Leben zu führen, sondern eines, in dem wir Probleme als Teil unserer Reise verstehen und sie mit Mut, Humor und Kreativität angehen.